von Horst
Osmann
Auf dem alten Erkrather Kirchhof oberhalb der Kirchstraße steht in der Nähe des Eingangs zur Sakristei der katholischen Pfarrkirche ein altes Epitaph. Die nach Osten ausgerichtete Seite enthält eine lateinische Inschrift, die nur unter günstigen Bedingungen zu entziffern ist. Vor allem Lateinkenntnisse sind gefordert, aber auch ein Gefühl für einen 277 Jahre alten Text, dessen durch Verwitterung entstandenen Fehlstellen sinngemäß ergänzt werden müssen. Mit der großartigen Hilfe eines befreundeten Fachmanns gelang die Entschlüsselung:
F. Petrus Columbanus de Moustier tertius Dusselanus vallis abbas devotis monachorum precibus se commendans inter fratres sepeliri voluit.
Obiit anno 1742, 29. July aetatis 72 Requiescat in pace
Übersetzung ins Deutsche:
F. (Abk. für „ Frater“= Bruder ?) Petrus Columbanus de Moustier, dritter Abt von Düsseltal, den andächtigen Gebeten der Mönche sich anvertrauend wollte er zwischen den Brüdern beerdigt werden. Er starb am 29. Juli 1742 ( oder: 1747 ?) im Alter von 72. Er möge in Frieden ruhen.
Auf dem ehemaligen Kirchhof steht also das Grabmal von Petrus Colombanus de Moustier, dritter Abt der Düsseldorfer Trappistenabtei Düsseltal, eine der jüngsten Klostergründungen des Rheinlandes. Die Enträtselung der Inschrift führt aber zu neuen Fragen. Verstarb Abt Petrus Colombanus 1742 im Alter von 72 Jahren möglicherweise in Erkrath und wurde er hier beigesetzt? Wenn das zuträffe, stünde es im Gegensatz zur Inschrift, nach der Columbanus „zwischen seinen Brüdern beerdigt werden“ wollte. Die Trappisten hatten auf dem Klostergelände einen eigenen Friedhof, hier sollte der Inschrift nach das Grab des Columbanus liegen. Wurde er aber seinem Wunsch gemäß auf dem Klosterfriedhof beigesetzt, dann muss nach der Aufhebung der Abtei nach 1803 der Epitaph nach Erkrath transloziert worden sein. Die Frage, wer sich aus welchen Gründen dazu bewogen fühlte, lässt sich nicht mehr klären.