Grabplatte der Anna von Waldenburg

Grabplatte der Anna von Waldenburg genannt Schenkern, geborene Quad von Rade zu Unterbach

von Horst Osmann (c2022)

 

Auf der Südseite der katholischen Pfarrkirche liegt im Winkel zwischen Mittel- und Querschiff eine große, alte, kaum noch lesbare Grabplatte. Ursprünglich deckte die Platte  das Grab der Anna von Waldenburg genannt Schenkern, geborene Quad von Rade zu Unterbach. Die Familie Quad von Rade war seit 1461 Besitzer von Haus Unterbach. Als Pfarrpatrone der Erkrather Kirche hatte die Familie in der Kirche rechts vom Chor in einem Kapellenähnliche Anbau ein Erbbegräbnis. Als 1901/02 die alte Pfarrkirche um das heutige Querschiff mit Vierung, neuem Chor und Sakristei erweitert wurde, löste man die Familiengruft auf. Vermutlich verblieb die Grabplatte zunächst in der Kirche und wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt in den Außenbereich verbracht.

Anna wurde vermutlich um 1505 auf Haus Unterbach als Tochter von Adolf III. Quad von Rade und Christina von Witten geboren. Ihr Vater Adolf hatte 1522 mit Katharina eine zweite, namentlich unbekannte Tochter im Gerresheimer Kloster Katharinenberg untergebracht. Diese zweite Tochter könnte die etwa 16-jährige Anna gewesen sein. Sollte diese Vermutung zutreffen, wird sie im Kloster eine wie auch immer geartete Bildung erhalten haben. Ein ewiges Gelübde hat sie aber wohl nicht abgelegt. Als Mitdreißigerin heiratete sie um 1540/41 den etwa gleichalten Gerhard von Waldenburg genannt Schenkern. Ihre Brüder Wilhelm und Heinrich Quad von Rade waren zu der Zeit möglicherweise schon verstorben. Das könnte der Grund für die Ehe und damit die Rückkehr ins weltliche Leben gewesen sein. Ein weiterer Bruder Johann lebte noch 1545, tritt danach aber nicht mehr in Erscheinung. Der letzte lebende Bruder Eberhard, Deutsch-Ordensritter in Livland, scheiterte mit dem Versuch, Ansprüche auf Haus Unterbach geltend zu machen. Durch die Ehe mit der Erbtochter Anna Quad von Rade gelangte Gerhard von Waldenburg genannt Schenkern in den Besitz von Haus Unterbach. Er war Jülich-Bergischer Rat, Hofmeister am herzoglichen Hof und Amtmann des Amtes Mettmann, 

1542 gebar Anna ihren Sohn Roland von Waldenburg. Er blieb das einzige Kind, offenbar deshalb, weil Anna zu der Zeit schon Ende Dreißig und ihr Mann Gerhard häufig im Auftrag des bergischen Herzogs auf Reisen und Kriegszügen war. Gerhard von Waldenburg verhinderte 1570/71 durch die Absetzung des reformfreudigen Pfarrers Wessel Frantzen die Einführung der Reformation  in Erkrath. Nach Gerhards Tod 1572/73 lebte Anna noch mindestens bis 1583, ihr genaues Sterbejahr ist unbekannt. Die Grabplatte ihres Mannes Gerhard und des Sohnes Roland hängen heute im Heiligenhäuschen.