Die Sankt Sebastianus Bruderschaft 1484 ist seit jeher eine katholische Bruderschaft. Die Verbindung zur Kirche wird an vielen Stellen sichtbar:
und durch viele andere Inititativen in der nun über 530jährigen Geschichte der Bruderschaft im Sinne des Mottos der Bruderschaften "Glaube, Sitte, Heimat".
Nachfolgend können Sie etwas zu der Geschichte unserer schönen und beeindruckenden Pfarrkirche zu Erkrath lesen.
Auch über den Kirchturmbrand von 1855 gibt es ein eigenes Kapitel.
Es war sicher eine kleine Schar von Christen, die sich entschlossen, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Erkrath eine Kirche zu bauen. Genaue Daten des Baubeginns und der Einweihung sind bis heute nicht bekannt. Ebensowenig gibt es bisher Anhaltspunkte für die Existenz eines Vorgängerbaus der Kirche. Da drängt sich die Frage auf, warum eine kleine Christengemeinde eine so große, dreischiffige Pfeilferbasilika mit vier Gewölbejochen errichtet hat. Dafür lassen sich drei Gründe anführen:
Das ist bis heute die wesentliche Funktion, die jedem Kirchengebäude zugedacht ist.
Vermutungen, dass unsere Kirche ursprünglich über eine flache Decke verfügte, die erst im 13. oder 14. Jahrhundert durch Kreuzrippengewölbe ersetzt wurden, müssen aus heutiger Sicht angezweifelt werden. Ein 1987 erstelltes Gutachten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege kam zu dem Ergebnis, dass das westliche Gewölbe im nördlichen Seitenschiff sowie die Mauerflucht des Obergadens im Mittelschiff aus der Bauphase des 12. Jahrhunderts stammen. Aber der mächtige Westturm müsste nach Ansicht der Gutachter zu einem späteren Zeitpunkt angebaut worden sein. Die zeitlich verschiedenen Bauphasen von Langhaus und Turm könnten durch die Bereitstellung der Finanzmittel bedingt gewesen sein (das Langhaus finanzierte der Inhaber des Patronatsrechts, die Mittel für den Turm musste die Gemeinde aufbringen).
Der Eindruck, den der Innenraum auf die damaligen Kirchenbauer ausübte, unterschied sich erheblich vom heutigen. Allein das völlige Fehlen von Bänken oder Stühlen verlieh dem Raum eine erhabene, majestätische Größe. Zudem waren alle Wand- und Deckenflächen mit Malereien geschmückt, in aller Regel Bildzyklen aus dem alten und neuen Testament. Diese Bilder dienten nicht nur der Dekoration, sondern sie erfüllten auch den Zweck, den des Lesens und Schreibens unkundigen Gläubigen die Heilsbotschaft zu vermitteln. Da ein Erkrather Ritter (Daniel, um 1200) an einem Kreuzzug teilnahm, liegt der Gedanke sehr nahe, dass auch Reliquien in der Kirche aufbewahrt und verehrt wurden. Die Dreischiffigkeit bot für Prozessionen in der Kirche genügend Platz.
Die enge Verbindung der St. Sebastianus Bruderschaft mit der Kirche wird unter anderem durch die kleinste der drei Glocken belegt. Sie wurde um 1500 gegossen und trägt die Inschrift:
SEBASTIANUS HEISCHE ICH
ZU DESZEN BRUDERSCHAFT HÖRE ICH
ZU EHREN GOTTES LUDE MICH
RENOVATA ANNO MDCLXXVIII
ADOLPH BEITELS PASTOR
Den Klang der Glocken können Sie sich über das obige Video anhören. Quelle: Youtube, Urheber: Romanikant
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden einige zerstörte Fenster durch eine in Erkrath lebende Malerin (Frau July) ausgemalt. In einem dieser Fenster war die Gottesmutter mit sieben Schwestern dargestellt. Dies war ein bewußter Bezug zu der ältesten "Bruderschaft von den sieben Schmerzen Mariens" in Erkrath. Diese Fenster sind im Rahmen der Sanierungs- und Neugestaltungsarbeiten 1954/1955 leider ohne Dokumentation entfernt worden.
Dass die Ritter von Haus Unterbach fast 500 Jahre (bis 1866) das Patronatsrecht innehatte, dürfte weitgehend bekannt sein. Es war das Recht, den Pfarrer, Küster und Lehrer in Erkrath zu ernennen sowie die gewählten Mitglieder des Kirchenvorstandes und den Rendanten zu bestätigen. Mit dem Patronatsrecht war zugleich auch der Anspruch auf eine Begräbnisstätte in der Pfarrkirche in der Nähe des Hochaltars verbunden. Deshalb befand sich bis zum Umbau um 1900 an der Stelle des heutigen südlichen Querschiffes eine seitlich angebaute Kapelle mit den Grabstätten der Adelsfamilien. die einfachen Bürger fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem "Kirchhof" rund um das Kirchengebäude.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war aus der großen Kirche für wenige Christen eine kleine Kirche für eine große Gemeinde geworden. So beklagte Pfarrer Heinrich Pollhammer bei seinem Dienstantritt 1898 die Überfüllung der Kirche bei den Gottesdiensten und den katastrophalen baulichen Zustand. Es existierten verschiedene Pläne zur Beseitigung des Notstandes: Neubau oder Vergrößerung der alten Kirche. Aus Kostengründen und nicht zuletzt aus der Sicht der Denkmalpflege wurde die Erweiterung der Kirche einem volligen Abbruch und Neubau vorgezogen. Am 30.06.1901 legte Weihbischof Dr. A. Fischer den Grundstein für den Erweiterungsbau. Dazu mussten die Apsiden des Mittelschiffes und der Seitenschiffe abgerissen werden, so dass das Langhaus um ein Querschiff mit den Seitenkapellen (Tauf- und Sakramentskapelle), den Osttürmen, der Chorapsis und der Sakristei ergänzt werden konnte. In erstaunlich kurzer Zeit war dieses umfangreiche Bauprojekt vollendet. Am 27. Juli 1902 wurde der Neubau mit einem feierlichen Pontifikalamt eingeweiht.
Die Kirche hatte nun die Form eines Kreuzes!
Möge sie auch in Zukunft ein zeichen des Glaubens sein, unter dem sich die Mitglieder der Gemeinde zur Feuer der Liturgie versammeln, das aber auch diejenigen einlädt, die der christlichen Botschaft fernstehen.
Quelle: Otto Ries, Festschrift der St. Sebastianus Bruderschaft 1484 Erkrath e.V. zur Kreuzweihe am 14.09.2000
Zwei Glocken der Pfarrkiche St. Johannes der Täufer in Erkrath wurden während des 2. Weltkrieges demontiert, um sie zugunsten von Kriegsgerät einzuschmelzen. Darunter befand sich auch die Sebastianus-Glocke. 1947 konnten sie wieder heimgeholt werden.
von Horst Osmann
Die katholische Pfarrkirche „St. Johann Baptist“ ist unzweifelhaft eine städtebauliche Dominante im Ortskern von Alt-Erkrath, ein Wahrzeichen dieser „jungen Stadt auf historischem Boden“. Wuchtig
und trutzig steht sie im Düsseltal auf der ersten hochwasserfreien Anhöhe inmitten des ehemaligen Kirchhofs. Seit 800 Jahren beherrscht das Gebäude an der Kreuz- und Kirchstraße das Ortsbild. Vor
allem der massive, 45 Meter hoch aufragende Turm bildet von den umliegenden Höhen, wie auch aus der Nähe, einen markanten Blickfang.
Die Entstehung und Erstellung dieses architektonisch und kunsthistorisch bedeutenden Bauwerks ist allerdings genauso wenig konkret fassbar wie viele Ereignisse in der frühen und mittelalterlichen
Geschichte Erkraths. Der Kunsthistoriker und Provinzialkonservator Paul Clemen hat 1894 die mögliche Entstehung „in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts“ angenommen (1). Eine zeitliche
Zuordnung, die auch heute noch als richtig anerkannt wird. Die älteste Urkunde aus dem Jahre 1194, die Rückschlüsse auf die Existenz einer Pfarrkirche in Erkrath zulässt, scheint die stilkritisch
begründete Datierung Clemens zu bestätigen. 1194 bis 1994 – ein Zeitraum von 800 Jahren mit großer Bedeutung für Erkraths Pfarrkirche, der einen geschichtlichen Rückblick rechtfertigt.
1194 verbriefte und besiegelte der seinerzeitige Abt des Stiftes Werden, Heribert, dass sich einer seiner Vorgänger, Abt Adolf, mit dem Kapitel des Stifters Kaiserswerth über die Aufteilung der
Einkünfte seines Gutes in Hasselbeck geeinigt habe. Zeuge der Übereinkunft sei damals u.a. auch der Kaiserswerther Kanoniker „Lodewicus, Pastor der Kirche Erckeroide“ gewesen (2). Die Urkunde
beschreibt also einen Vorgang, der schon einige Jahre zurücklag. Dieser wichtige Zeitraum lässt sich über die Amtszeiten der Werdener Äbte eingrenzen (3). Der erwähnte Abt Adolf amtierte von 1160
bis 1174. Zu seiner Zeit also gab es in Erkrath bereits eine Kirche, deren Pfarrer der erwähnte Lodewicus war.
Diese Feststellung findet ihre Bestätigung im sogenannten „Liber Valoris“, einem Steuerverzeichnis der erzbischöflichen Diözesanverwaltung, in dem die geschätzten Einkommen sowie die daraus
resultierenden Abgaben der einzelnen Ortsgeistlichen erfasst wurden. Eine Reihe von Anzeichen spricht dafür, dass der „Liber Valoris“ in seiner Urschrift vor 1197, möglicherweise auch schon vor
1109 aufgestellt wurde. Der Pfarrer von „Erckeroide“ sowie sein Stellvertreter werden unter der laufenden Nummer 41 des Dekanats Neuss aufgeführt (4).
Ein weiteres Indiz für das Alter der Kirche ist das Patrozinium. In mehreren Urkunden der Jahre 1470, 1499 und 1520 ist eindeutig von der Kirche „Sankt Johann Evangelist in Erckraide“ die Rede
(5). Die Forschung ist zu der Erkenntnis gelangt, dass dieses Patrozinium überwiegend den Kirchengründungen des Spätmittelalters zuzuordnen ist. Damit schließt sich der Kreis und alle Vermutungen
zum Alter der Kirche erhalten ein solides Fundament.
Aber gerade das Patrozinium bereitet auch Probleme. Heute trägt die Pfarrkirche in Erkrath den Namen „Johannes der Täufer“. Dieser Namenspatron erscheint überwiegend bei sogenannten Taufkirchen
aus frühchristlich-suitbertinischer Zeit. In der Vergangenheit wie in jüngster Zeit hat man allein diese Tatsache immer wieder dazu benutzt, das Alter der Kirche bis ins 9. Jahrhundert
hinauszuschieben. Die oben angeführten Urkunden aber sprechen eine eindeutige Sprache. Selbst die älteste Glocke der Kirche aus dem Jahre 1454 nennt als Patron den Apostel Johannes.
Als Lösungsansatz ist ein Wechsel des Patroziniums in unbekannter Zeit denkbar. Obwohl die Urkunden und Akten nichts davon berichten, muss als gesichert gelten, dass ein solcher Vorgang
stattgefunden hat. In den Wirren des 30jährigen Krieges könnte die Kirche geschändet worden sein, sodass eine Neuweihe notwendig wurde. Gerade aus jenen Jahrzehnten fehlen alle schriftlichen
Quellen. 1705 erwarb man aus einer Stiftung eine sogenannte „Johannesschüssel“ für den Erkrather Kirchschatz. Das ist der älteste Hinweis auf das heute bestehende Patrozinium.
Im offiziellen Kirchenführer heißt es: „Der heutige Kernbau (Westturm und Langhaus) scheint eine Gründung des nahen Gerresheimer Stiftes zu sein. Dieses hatte im 13. Jahrhundert das Patronat
inne.“ (6). Die bekannten schriftlichen Quellen geben keine Auskunft darüber, wer für Gründung und Bau der Erkrather Pfarrkirche den entscheidenden Anstoß gab. Das Stift Gerresheim besaß Rechte
über die Kirchen zu Linz, Meiderich, Mintard, Pier und Sonnborn (7).
Nirgendwo ist überliefert, dass das Patronat über die Pfarrkirche jemals von Gerresheim in Anspruch genommen wurde.
Aus den Jahren 1194 (bzw. 1160 – 1174) bis 1494 sind nur sechs Erkrather Pfarrer urkundlich nachweisbar (5). Drei von ihnen besaßen gleichzeitig ein Kanonikat am Stift Kaiserswerth. Über
vergleichbare enge Beziehungen zum Stift Gerresheim ist nichts bekannt.
Viele der alten Kirchen und Pfarrorte rund um Kaiserswerth führen ihren Ursprung der Überlieferung nach auf Suitbertus zurück, den Gründer des Stiftes. Für Erkrath kann diese Möglichkeit aber
nicht zutreffen. Suitbertus verstarb schon 713 in Kaiserswerth. Damals hat der aus einem Einzelhof hervorgegangene Ort Erkrath sicherlich noch nicht existiert. Schon seit Jahrzehnten werden
Zweifel an den nur sagenhaft überlieferten Kirchengründungen durch den hl. Suitbert geäußert (8). In neuerer Zeit finden sich immer mehr Argumente dafür, dass die Kölner Erzbischöfe das
naheliegende Niederbergische Land als ihr Einflussgebiet betrachteten und viele Anstöße zum Neubau von Pfarrkirchen von dort ausgingen. So waren die Kirchen in Hilden, Haan und Hubbelrath
Eigenkirchen des Erzbischofs von Köln.
Viele Pfarreien in der Nachbarschaft von Erkrath haben wahrscheinlich gerade in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine neue, massive Kirche aus Stein errichtet. Nach Wisplinghoff sind die
Kirchengebäude in Bilk, Benrath, Heerdt, Himmelgeist, Hubbelrath, Itter, Kalkum, Mündelheim und Wittlaer in jener Zeit entstanden. Ursache dafür wird das Bevölkerungswachstum jener Jahrzehnte
gewesen sein. Inwieweit die Patronats- und Zehntherren beim Bau der Kirchen materielle Hilfe leisteten, ist nicht bekannt (9).
Die Patronatsrechte an der Pfarrkirche zu Erkrath hatten die jeweiligen Besitzer des Hauses Unterbach inne. Das bezeugt ein Vertrag des Jahres 1461. Die Eheleute Konrad von Elverfeld und Irmgard
Quad sowie ihr Sohn Wilhelm von Elverfeld und dessen Ehefrau als Verkäufer und Adolf Quad von Rade als Käufer beurkunden darin den Verkauf des „freien Hofes zu Unterbach, genannt der Fronhof, mit
dem Gütchen Auf dem Gaten zu Feldhaus und mit Burghaus, Zugbrücke, Bauten, Häusern, Scheuenen und allem sonstigen Gemäuer, mit Bauernhof, Kapelle, Ackerland, Büschen, Feldern, Wiesen, Weihern,
Fischereirechten, Gehölzen, Zinsen, Pachteinnahmen und allen Zehnten, mit Gericht, Lehnsleuten, Sterbe- und Erbfallgebühren sowie mit dem Lehnsrecht an der Kirchspielskirche zu Erkeradt, deren
Präsentation stets erblich dem Hof zu Unterbach zustand (10).“ Das Patronatsrecht des Hauses Unterbach erlosch erst im Jahre 1866.
Im 1986 erschienenen Heimatbuch „Erkrath“ heißt es: „Die Johanneskirche war Eigenkirche der Herren von Unterbach.“ Aus den oben geschilderten Zusammenhängen konnte man diese Vermutung ableiten.
Sogenannte Eigenkirchen wurden von einem weltlichen Grundherrn auf seinem Eigentum unter maßgeblicher Beteiligung an der Finanzierung des Bauwerks und der weiteren materiellen Ausstattung zum
Unterhalt von Gebäude, Personal und Gerätschaften errichtet. Das würde bedeuten, dass Grund und Boden rund um die Kirche den Herren von Unterbach zu eigen gewesen sein müssten. Ob es so gewesen
ist, darf bezweifelt werden.
Die Herren von Elverfeld aber, die ihren Besitz und damit auch das Patronatsrecht an der Pfarrkirche verkauften, stammten aus dem Kölner Stadtadel. Ihre Vorfahren und Verwandten waren
Ministerialen und Lehnsleute der Kölner Erzbischöfe, seit 1169 auch Verwalter der nahegelegenen erzbischöflichen Güter in Hilden. Wie die Herren von Elverfeld in den Genuss der Patronats- und
Zehntrechte gekommen sein könnten, dokumentieren unzählige Beispiele in der Geschichte. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang aber der deutliche Hinweis auf mögliche Verbindungen zum Kölner
Erzbistum als ursprünglichem Inhaber dieser Rechte.
Dafür, dass zumindest bei der Unterhaltung des Kirchengebäudes die Inhaber des Hauses Unterbach als jeweilige Zehntherren ihren Beitrag geleistet haben, liegt ein urkundlicher Nachweis vor. Am
10. August 1509 erklärte Adolf Quad von Rade zu Unterbach, dass er als „Erbe und Inhaber des Zehnten im und beim Kirchspiel Erkrath das Schiff der Erkrather Kirche stets in Bau und Dach gehalten
und eben jetzt das Dach auf seine Kosten und ohne Beteiligung des Kirchenspiels habe erneuern und decken lassen“. Nach seinem Willen sollten auch alle künftigen Besitzer des Hauses Unterbach
dieser Verpflichtung als Zehntherren nachkommen (5).
Hier wird ersichtlich, welche Bedeutung der Zehnte hatte und wozu er ursprünglich erhoben wurde. Der Zehnte war die Kirchensteuer des Mittelalters. Von Karl dem Großen eingeführt, stand er
zunächst ausschließlich der Kirche zu und diente dem Bau und Unterhalt von Gotteshäusern sowie zur Bezahlung der Priester. Seit jener Zeit kannte man auch die Dreiteilung der Baulastpflicht: der
Zehntherr war für Bau und Unterhalt des Kirchenschiffes verantwortlich, der Pfarrer für den Chor und die Gemeinde für den Turm (11). Durch die oben zitierte Urkunde wird diese Aufteilung auch für
Erkrath indirekt bestätigt.
Bei vordergründiger Wertung mögen die hier zusammengetragenen Fakten von untergeordnetem Interesse sein. Die Pfarrkirche hat aber nicht nur ihre Bedeutung als Bauwerk. Sie ist seit mehr 800
Jahren Mittelpunkt des kirchlichen Lebens in Erkrath und damals wie heute Symbol für eine lebendige Pfarrgemeinde. Gleichzeitig ist sie für die junge Stadt Erkrath der Schlüssel zu den möglichen
Ursprüngen und zur ältesten Geschichte des Ortes.
Bis in die jüngste Zeit hinein wurde in der „offiziellen Stadtgeschichtschreibung“ das angeblich so hohe Alter der Pfarrkirche dazu benutzt, den Ursprung des Ortes im 8. und 9. Jahrhundert zu
suchen. Bei umfangreichen Sanierungsarbeiten an den Fundamenten der Kirche im Jahre 1954 will man festgestellt haben, dass die Erkrather Johanneskirche keinen Vorgängerbau besessen hat. Wenn auch
diese Aussage nicht auf archäologisch gesicherten Erkenntnissen basiert, so ergibt sich daraus im Zusammenhang mit der urkundlichen Überlieferung und der kunsthistorischen Beurteilung eine fast
lückenlose Indizienkette zur Baugeschichte. Demnach dürfte die Pfarrkirche als erstes Gotteshaus in Erkrath am heutigen Standort in den Jahrzehnten zwischen 1100 und 1160 erbaut worden sein. Für
die Ortsgeschichte kann man daraus ableiten, dass die Rodung im Düsseltal, aus der Erkrath entstanden ist, möglicherweise erst im 11., vermutlich aber nicht vor dem 10. Jahrhundert angelegt
wurde.
Literatur:
(1) P. Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. III, S. 89/90
(2) Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Bd. IV, Nr. 641
(3) ZBGV, Register Bd. 1-30, S. 544
(4) F. W. Oedinger, Der Liber Valoris
(5) Stadtarchiv Erkrath, Bestands-Nr. 679
(6) Schnell Kunstführer Nr. 1586, Katholische Pfarrkirche St. Johann Baptist Erkrath
(7) H. Weidenhaupt, Das Kanonissenstift Gerresheim, in: DJB 46/1954, S. 93 ff
(8) F. W. Oedinger, Die bischöflichen Pfarrkirchen des Erzbistums Köln, in: DJB 48/1956, S. 12 ff
(9) E. Wisplinghoff, Vom Mittelalter bis zum Ende des Jülich-Klever Erbstreits, in: Düsseldorf, Geschichte, Bd. I, S.
170
(10) Bayrische Staatsbibliothek München, Slg. Redinghoven, Cod. Germ. 2213, Bd. 13, Bl. 201 ff
(11) J.B. Mennicken, Der Baulastpflichtige an Kirchtürmen nach jülich-bergischem Recht, in: ZBGV 83/1967, S. 63 ff.