Erinnerungen und Grabkunst

Die Hinterbliebenen von Verstorbenen haben im Laufe der Geschichte zahlreiche Möglichkeiten gefunden, ihre Liebsten zu ehren und ihr Andenken durch kunstvolle Grabgestaltungen lebendig zu halten, so auch in Erkrath. Diese Erinnerungsformen variieren je nach Epoche, kulturellem Hintergrund und persönlichem Ausdruck. Zwei bemerkenswerte Beispiele für solche Gedenkformen sind die kunstvoll gestaltete Grabplatte von Anna von Waldenburg sowie das eindrucksvolle Epitaph von Petrus Columbanus. Beide Werke zeugen nicht nur von der Wertschätzung und Trauer der Hinterbliebenen, sondern auch von der künstlerischen und handwerklichen Qualität ihrer Zeit.


Grabplatte von Anna von Waldenburg

Autor: Horst Osmann

 

Auf der Südseite der katholischen Pfarrkirche liegt im Winkel zwischen Mittel- und Querschiff eine große, alte, kaum noch lesbare Grabplatte. Ursprünglich deckte die Platte das Grab der Anna von Waldenburg genannt Schenkern, geborene Quad von Rade zu Unterbach. Die Familie Quad von Rade war seit 1461 Besitzer von Haus Unterbach. Als Pfarrpatrone der Erkrather Kirche hatte die Familie in der Kirche rechts vom Chor in einem Kapellenähnliche Anbau ein Erbbegräbnis. Als 1901/02 die alte Pfarrkirche um das heutige Querschiff mit Vierung, neuem Chor und Sakristei erweitert wurde, löste man die Familiengruft auf. Vermutlich verblieb die Grabplatte zunächst in der Kirche und wurde erst zu einem späteren Zeitpunkt in den Außenbereich verbracht.

 

Anna wurde vermutlich um 1505 auf Haus Unterbach als Tochter von Adolf III. Quad von Rade und Christina von Witten geboren. Ihr Vater Adolf hatte 1522 mit Katharina eine zweite, namentlich unbekannte Tochter im Gerresheimer Kloster Katharinenberg untergebracht. Diese zweite Tochter könnte die etwa 16-jährige Anna gewesen sein. Sollte diese Vermutung zutreffen, wird sie im Kloster eine wie auch immer geartete Bildung erhalten haben. Ein ewiges Gelübde hat sie aber wohl nicht abgelegt. Als Mitdreißigerin heiratete sie um 1540/41 den etwa gleichalten Gerhard von Waldenburg genannt Schenkern. Ihre Brüder Wilhelm und Heinrich Quad von Rade waren zu der Zeit möglicherweise schon verstorben. Das könnte der Grund für die Ehe und damit die Rückkehr ins weltliche Leben gewesen sein. Ein weiterer Bruder Johann lebte noch 1545, tritt danach aber nicht mehr in Erscheinung. Der letzte lebende Bruder Eberhard, Deutsch-Ordensritter in Livland, scheiterte mit dem Versuch, Ansprüche auf Haus Unterbach geltend zu machen. Durch die Ehe mit der Erbtochter Anna Quad von Rade gelangte Gerhard von Waldenburg genannt Schenkern in den Besitz von Haus Unterbach. Er war Jülich-Bergischer Rat, Hofmeister am herzoglichen Hof und Amtmann des Amtes Mettmann,

1542 gebar Anna ihren Sohn Roland von Waldenburg. Er blieb das einzige Kind, offenbar deshalb, weil Anna zu der Zeit schon Ende Dreißig und ihr Mann Gerhard häufig im Auftrag des bergischen Herzogs auf Reisen und Kriegszügen war. Gerhard von Waldenburg verhinderte 1570/71 durch die Absetzung des reformfreudigen Pfarrers Wessel Frantzen die Einführung der Reformation in Erkrath. Nach Gerhards Tod 1572/73 lebte Anna noch mindestens bis 1583, ihr genaues Sterbejahr ist unbekannt. Die Grabplatte ihres Mannes Gerhard und des Sohnes Roland hängen heute im Heiligenhäuschen.


Epithaph von Petrus Columbanus

Autor: Horst Osmann

Auf dem alten Erkrather Kirchhof oberhalb der Kirchstraße steht in der Nähe des Eingangs zur Sakristei der katholischen Pfarrkirche ein altes Epitaph. Die nach Osten ausgerichtete Seite enthält eine lateinische Inschrift, die nur unter günstigen Bedingungen zu entziffern ist. Vor allem Lateinkenntnisse sind gefordert, aber auch ein Gefühl für einen 277 Jahre alten Text, dessen durch Verwitterung entstandenen Fehlstellen sinngemäß ergänzt werden müssen.

Mit der großartigen Hilfe eines befreundeten Fachmanns gelang die Entschlüsselung:

"F. Petrus Columbanus de Moustier tertius Dusselanus vallis abbas devotis monachorum precibus se commendans inter fratres sepeliri voluit. Obiit anno 1742, 29. July aetatis 72 Requiescat in pace"

 

Übersetzung ins Deutsche:

"F. (Abk. für „ Frater“= Bruder ?) Petrus Columbanus de Moustier, dritter Abt von Düsseltal, den andächtigen Gebeten der Mönche sich anvertrauend wollte er zwischen den Brüdern beerdigt werden. Er starb am 29. Juli 1742 ( oder: 1747 ?) im Alter von 72. Er möge in Frieden ruhen."

 

Auf dem ehemaligen Kirchhof steht also das Grabmal von Petrus Colombanus de Moustier, dritter Abt der Düsseldorfer Trappistenabtei Düsseltal, eine der jüngsten Klostergründungen des Rheinlandes. 

 

Die Enträtselung der Inschrift führt aber zu neuen Fragen.Verstarb Abt Petrus Colombanus 1742 im Alter von 72 Jahren möglicherweise in Erkrath und wurde er hier beigesetzt? 

 

Wenn das zuträffe, stünde es im Gegensatz zur Inschrift, nach der Columbanus „zwischen seinen Brüdern beerdigt werden“ wollte. Die Trappisten hatten auf dem Klostergelände einen eigenen Friedhof, hier sollte der Inschrift nach das Grab des Columbanus liegen. Wurde er aber seinem Wunsch gemäß auf dem Klosterfriedhof beigesetzt, dann muss nach der Aufhebung der Abtei nach 1803 der Epitaph nach Erkrath transloziert worden sein. Die Frage, wer sich aus welchen Gründen dazu bewogen fühlte, lässt sich nicht mehr klären. 

Das Epithaph von Petrus Columbanus

© Sankt Sebastianus Bruderschaft 1484 Erkrath e.V. 

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